Montag, 13. November 2006
Pling, Pling – schwere Gedankenfraktur
Ja, das wusste ich schon lange, dass wir keinen großen, klaren Gedanken mehr fassen können (außer in schlaflosen Nächten, aber daran erinnern wir uns ja leider hinterher nicht mehr), weil wir ständig von irgendwelchen Echtzeit-Kommunikations-Werkzeugen angeplingt und angeplongt werden (Sie auch diesen aktuellen Artikel aus der Zeit). Die Folge ist dann bestenfalls eine mittelschwere Gedankenfraktur, bis hin zur komplizierten Ideen-Splitterfraktur. Ersteres kann man durch Abschalten (im Sinne des Wortes) wieder heilen, bei letzterem hilft nur noch die Amputation der kompletten Idee und von vorne anfangen. (@ masterkuki, vielleicht kannst Du uns einen schönen medizinischen Fachbegriff dafür erfinden, mit dem melde ich mich dann demnächst mal bei meinem Chef ab: Chef, ich geh heut früher heim, ich habe eine schlimme soundso erlitten.)
Als vor ein paar Jahren die ersten Blackberries auftauchten, mit denen man seine Emails in der Hosentasche spazieren tragen konnte, ahnte ich schon Böses. Ich erinnere mich gut an ein nettes Abendessen mit ein paar be-blackberryten Amerikanische Kollegen, die nicht anders konnten als alle drei Minuten zu gucken, ob nicht doch noch eine wichtige Email gekommen ist. Als ich den einen fragte, ob das Ding ihm oder aber er dem Ding gehöre, hat er mich nur verständnislos angeschaut. Das war wohl zu fundamentalphilosophisch nach einem Maß Bier.
Wir konditionieren unser Gehirn darauf nicht mehr in die Tiefe zu denken, sondern nur noch in praktischen, einzelverpackten 3 Minuten Gedänkchen. (An den ganzen Gedankenverpackungsmüll, der dadurch entsteht, mag ich gar nicht denken, nicht mal 3 Minuten.) Nicht nur im Beruf geht es uns so, sondern auch im Privatleben. Die, die es ganz schlimm erwischt hat, fangen an Blogs zu schreiben, anstatt die Deutsche Literatur mit 1600-seitigen Romanen zu bereichern.

(Ich stelle sogar fest, dass meine Sätze kürzer geworden sind als noch vor 10 Jahren. Dabei habe ich früher so gerne lange und komplizierte Sätze geschrieben. Ganz nach dem Motto: Der Schachtelsatz ist die Orgie der Sprache (frei nach Martenstein))

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Donnerstag, 9. November 2006
"freiwillige humanitäre Selbstverwirklichung"
Heute habe ich im Bildblog etwas gelesen, was ich derart abartig finde, dass ich es hier auch nochmal poste. (Den Bildblog lese ich erst seit kurzem, da ich offen gestanden frueher immer dachte es sei der Blog der Bildzeitung, nicht ein Blog gegen die Bildzeitung.) Ich fuer meinen Teil werde mein Lebtag lang sicher nie wieder die Bildzeitung kaufen, auch wenn ich noch so gerne die Fussballergebnisse wuesste und es keine andere Deutsche Zeitung gibt.

Zur Story:
Die Hilfsorganisation HELP, hatte einen Brief an den Chefredakteur der Bildzeitung geschrieben, mit der Bitte bzw Idee, dass Bild, nachdem sie die Afghanistan-Schaedel-Soldatengeschichte so ausfuehrlich berichtet haben, ja vielleicht auch ueber Hilfsorganisationen in Afghanistan berichten und zu deren Unterstuetzung aufrufen koenne, entsprechend dem Motto: Wir koennen auch anders. Dies waere ein positives Zeichen auch in Richtung der Islamischen Gemeinschaft.

Der Chefredakteur hat darauf eine wirklich unglaubliche Antwort gegeben, inklusive Formulierungen wie "irgendwelche Islamischen Voelkerschaften", "irgendwelche Hilfsorganisationen" und " deren "freiwillige humanitaere Selbstverwirklichung".

Die Details hier im Bildblog bitte selber lesen:
http://www.bildblog.de/?p=1802

Mann muss ja zum Thema Afghanistan nicht einer Meinung sein, aber mich macht wirklich tiefstens betroffen, was fuer eine Art Mensch offenbar an der Schaltstelle eines der leider meinungsbildenden Blaetter in unserem Land steht. Gott (welcher auch immer) steh uns bei!

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Mittwoch, 1. November 2006
Tageshöhepunkt
Bei uns ist leider heute kein Feiertag und mein voraussichtlicher Tageshöhepunkt wird der Genuss einer 100g Tüte Gummibärchen sein, die so teuer waren, dass ich vermute die Goldbären sind tatsächlich aus Gold.

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Dienstag, 31. Oktober 2006
Die aktuelle Frage
Gibt es eigentlich einen kausalen Zusammenhag zwischen steigender sozialer Kälte und steigender globaler Erd-Erwärmung?

(Vielleicht entschwindet die ungenutzte zwischenmenschliche Wärme in die Luft und bring dann die Pole zum abschmelzen. Im Umkehrschluss bedeutet dies dass wir uns bloß alle ein bisschen lieber haben müssen um Kiribati, Tuvalu und die Fidji-Inseln zu retten. Und dem Weltfrieden würde das auch gleich dienen, denn wie sagte Mutter Theresa nach Verleihung des Friedensnobelpreises auf die Frage, was jeder einzelne zum Weltfrieden beitragen könne: “Go home and love your family“)

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Freitag, 27. Oktober 2006
Wahlfreiheit – ein Paradoxon?
Nachdem ich gestern meine Probleme mit großen Gedanken beschrieben habe, schreibe ich heute mal über einen mittelgroßen Gedanken den ich mir die letzten Tage immer wieder mal gemacht habe.
Letztes Wochenende habe ich mir ein paar TED Vorträge (Extrem empfehlenswert, ich danke dem Internet auf Knien dass es mir Zugang zu derartig interessanten Bildungshäppchen ermöglicht) angeschaut, unter anderem auch die Vorträge von Dan Gilbert zum Thema Glücklichsein und Barry Schwartz zum Thema Paradox of choice. Laienhaft vereinfacht und zusammengefasst kann man sagen, dass größere Wahlmöglichkeiten im Leben einen nicht unbedingt glücklicher machen, eher im Gegenteil.

Wenn wir keine Wahl haben, sind wir eher bereit, das was wir haben zu akzeptieren und sind damit dann einfach zufrieden. Oft verlieben wir uns nachträglich noch in das besagte Objekt und denken es uns schön. Das nennt man dann synthetisches Glück. Also selbstgemachtes Glück. Glück kann jeder selbst machen. Im Frontalhirnlappen (oder so). Auch eine wichtige Erkenntnis. Es soll ja Leute geben die meinen (und erwarten) Andere und Anderes müssten sie glücklich machen.

Wenn wir allerdings die Auswahl haben, dann streben wir sogleich nach Perfektion, setzten uns unter Druck, um auch ja die optimale Wahl zu treffen. Nachher sind wir mit dem Gewählten oft unzufrieden, es hätte ja etwas anderes vielleicht doch noch besser sein können und wir haben unter Umständen mit unserer Wahl einen Fehler begangen. Gruebelgruebel…Bereubereu?
Ist das dann wirklich Wahl FREIHEIT? Sind wir nicht sogar, sobald wir selbst bestimmen müssen, sofort dem Zwang und der Begrenzung aller möglichen Konventionen und inneren und äußeren Erwartungen ausgesetzt?
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wenn wir uns befreien wollten, wir die Wahlmöglichkeiten in unserem Leben reduzieren müssten. Vielleicht ist es dass, was z.B. Fundamentalisten (jeglicher Art) uns voraus haben. Sie entscheiden sich einmal für ein Gesamtkonzept und ersparen sich in Folge viele kleine nervenaufreibende und zeitfressende Entscheidungen.
Wenn ich auf meine eigenen Lebenserfahrungen zurückschaue, dann stelle ich mit Erstaunen fest, dass dieses These durchaus zutrifft. Ein Beispiel: Selten habe ich mich besser an Körper und Geist erholt als in der einen Woche Kontemplation und Schweigen in einem Meditationshaus. Der Tagesablauf ist von morgens um 7 Uhr bis abends um 21 Uhr 30 komplett durchgeplant und organisiert. Es gibt nicht zu entscheiden, wann steh ich auf, wann und was esse ich, was mache ich dann. Dank des Schweigens muss ich noch nicht einmal überlegen, was sage ich wann zu wem und warum hat er oder sie was wann zu mir gesagt. Ich muss einfach nur da sein. Unglaublich wie beruhigend das ist und wie frei ich mich noch Wochen später gefühlt habe. Das war allerdings gewählte Wahllosigkeit. Wenn andere (Chef, Partner, Regierung, Nachbar, …) meine Wahlfreiheit einschränken wollen, dann gehe ich auf die Barrikaden.

Finger weg von meinen unbegrenzten Möglichkeiten (des mich Unglücklichmachens)!

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Donnerstag, 26. Oktober 2006
Gedankenriesen
Letzte Nacht war wieder eine dieser Nächte, der großen Gedanken in meinem viel zu kleinen Kopf. Kennen Sie das? Ein Gedanke der so groß ist, dass man immer nur einen Teil davon erfassen kann. Also dreht man ihn und dreht ihn (und mit ihm den ganzen Körper, dem benachbarten Mitschläfer den Schlaf raubend) um sich alle (vermuteten) Seiten zu beschauen, aber ganz sieht man ihn doch nicht
Ach, könnte man den Gedanken doch in Scheiben schneiden! (So wie den Elefanten der in den Kühlschrank passen soll.) Doch, so scharf auch das Messer des Verstandes sein mag, das Material des Grossen Gedankens ist so beschaffen dass es sich dem Messer entzieht und wir ins Leere schneiden (oder ins berühmte eigene Fleisch). Der Gedanke ist immer schneller.
Bei Tageslicht betrachtet erscheint der Gedanke dann viel kleiner, allerdings füllt sich dann auch der Kopf in Windeseile mit anderen Gedanken, sodass dem großen Gedanken noch weniger Platz bleibt als in der Nacht. Im Verlaufe des Morgens wird der Gedanke dann fast vollständig verdrängt. Ich frage mich nur wohin gehen die großen Gedanken wenn wir sie verdrängen? Gibt es irgendwo ein Asyl für große Gedanken? Vielleicht werden sie eins Tages an unserem Sterbebett stehen, uns vorwurfsvoll anschauen und sagen: He, Du hast vergessen mich zu Ende zu denken!

Naja, immerhin hab ich jetzt mal drüber geblogt.

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Mittwoch, 18. Oktober 2006
Der Mann und die Schlange


Am vergangenen Wochenende habe ich im Iguaçu Nationalpark dieses interessante Schild fotografiert. Was will es uns sagen?

Ein Hinweis auf das alt-testamentarische Themen?
Ein frauenfeindlicher Hinweis auf sanitäre Anlagen?

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