Dienstag, 22. Mai 2007
Lebendiger Friedhof
Der Münchner an sich und der Schwabinger insbesondere ist ja ein recht lebenslustiger und freizügiger Zeitgenosse. Jeder Japanische Tourist kann die "Nackerten" im Englischen Garten bestaunen, eine wohl einzigartige Einrichtung für eine Europäischen Großstadt.

Neulich musste ich (als Neu-Schwabingerin) mal wieder feststellen, was für eine Spießerin in doch in meinem tiefsten Herzen bin. Meine konservativ-katholische Erziehung kann ich auch nach Jahren des in-der-Welt-rumbummelns nicht ablegen.

Beim alltäglichen Kinderwagen-durch-die-Gegend-schieben stieß ich auf einen alten Friedhof und stellte mit Verwunderung fest, dass er nicht nur von Grabstätten, sondern auch von Sonnenanbetern, picknickenden Müttern mit kleinen Kindern, federballspielenden Adoleszenten und anderen Amüsementsuchenden bevölkert war. Ganz ehrlich, im ersten Moment hab ich den Mund gar nicht mehr zu gekriegt. Wo bleibt die Pietät? Was ist aus der guten alten Totenstille geworden?

Was würden Freifrau Soundso und Privatier Soundso wohl denken, wenn sie wüssten dass zwischen Ihren Grabsteinen mittelalte Damen in Bikinis ihre Bräune auffrischen?



Naja, bei zweiter Betrachtung finde ich einen so lebendigen Friedhof gar nicht so schlecht, so ist der Tod doch noch ein Teil vom Leben, oder?

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Wir hatten in meiner Unistadt einen unglaublich schönen, uralten Friedhof der viele freie Wiesen bot und in dem es erlaubt war auf den Wiesen zu liegen und Hunde frei laufen zu lassen, was ich, als alter verwunschener-Friedhof-Fan, alles als sehr lobenswert für das Friedhofsmanagement befand.
Allerdings hängt es dann an der Umsetzung durch die Leute. Trotz meinem ungetauften Dasein, finde ich genauso, dass bei alledem immer noch ein gewisser Respekt vor der Örtlichkeit gewahrt werden sollte. Jubel, Trubel, Geschrei und FKK gehören einfach nicht auf einen Friedhof, schliesslich gibt es auch noch Leute die in Trauer auf den Friedhof kommen und es nicht so klasse finden, andauernd Federbälle gegen den Kopf zu bekommen.
In Giessen hat die Umsetzung aber wunderbar geklappt und man fand immer einige Leute die es sich mit ihren Decken bequem gemacht hatten, lasen, ruhig spielten, ein paar Kinder im Sandkasten buddeln liessen oder einfach entspannten.

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Hauptsache die Kinder buddeln nicht zu tief - auf dem Friedhof *grins*.

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